Ein Bund frische Karotten, drei Stangen Lauch, ein Sellerie – Sarah Wiener, die Frau am Herd, zeigt schon auf dem Titelbild ihres jüngsten Kochbuchs, worauf es ihr ankommt: auf frische, biologisch produzierte Lebensmittel. Die 46-jährige Österreicherin ist der Shooting-Star des derzeitigen Fernsehkoch-Hypes.
Perfektes Marketing zeichnet die Karriere der gebürtigen Westfälin aus: Die Frau selbst, eingängiger Name, nicht schön, nicht häßlich, aber Selbstständigkeit, Durchsetzungsvermögen und Energie ausstrahlend – ein Sympathiemensch. Dazu der Werdegang: 1990 gründete sie in einem alten NVA-Küchenwagen einen Cateringservice für TV- und Filmproduktionen, betreibt inzwischen drei Restaurants in Berlin und spielt selber im Fernsehen mit. Dazu die Ehe mit Schauspieler Peter Lohmeyer – da ist der Erfolg vorprogrammiert.
Und nun ihr mittlerweile viertes Kochbuch: Schwerpunkt ökologisch korrekt. Die Zutaten müssen frisch und aus biologischer Produktion sein. Den Laien erklärt sie auch zu Beginn jedes Kapitels, worauf beim Einkauf von Zutaten zu achten ist. Stichwort: Keine fertig geschnittenen Salate in Plastiktüten kaufen, auch wenn’s bequem ist, denn sie verlieren Vitamine und könnten Bakterienschleudern sein.
„Natürlich, phantasievoll, köstlich“, so heißt der Untertitel zu „Frau am Herd“. Die Kapitelfoge orientiert sich am Menüablauf: von Salaten, Vorspeisen und Suppen über Gemüse, Fleisch, Geflügel und Fisch bis zu Nudeln, Reis, Kartoffeln, Eier- und Mehlspeisen sowie Nachspeisen und Kuchen. Sarah Wiener verlangt ein Kochen mit Respekt und kocht, was ihr schmeckt. Ob, wie oft behauptet wird, Meersalz wirklich besser ist als Steinsalz, weiß sie auch nicht. Ihr Tipp: Nach Geschmack entscheiden!
Sie steht auf das Natürliche, auf das Geerdete, modischen Schnickschnack lehnt sie ab und bevorzugt dafür Großmutters Küche. Etwa „Tote Rüben mit Pastinaken und Kräuterpolenta“ oder „Brathendl mit Semmelfüllung“ oder auch ganz schlicht die „Semmelknödel“.
„Wiener ist der Jamie Oliver der deutschen Gourmandiesen“, schrieb neulich ein österreichischer Zeitungskritiker, der sich damit gegen den Vergleich eines Kollegen verwahrte, der Wiener mit der Feldbusch, pardon: Poth, verglichen hatte.
All dies tut der Qualität der Rezepte keinen Abbruch. „Frau am Herd“ ist ein gelungenes Kochbuch, nicht überaus originell, aber mit vielen guten Ideen zum Nachmachen. Dazu die Warenkunde, die gerade Anfängern in der Küche viele gute Ratschläge liefert.
Bewertung: ****
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