Gesellschaftsutopien, in denen Menschen erklärt werden ohne Menschen oder durch Übermenschen, sind nicht selten: Man denke an „König der Löwen“, „Planet der Affen“ oder an die Pentalogie „Canopus in Argos“ von Nobelpreisträgerin Doris Lessing. „Die Abschaffung der Arten“ ist eine höchst komplexe neue Variante. Die Utopie spielt 500 Jahre nach dem Ende der Zivilisation.
Den Tieren gehört die Welt, Restexemplare des Menschen vegetieren dahin – als „Minderlinge“. In Europa gibt es nur noch drei Städte (wenn man sie so nennen mag): Landers, Kapseits und Borbruck. Fische streiten über Sodomie, Theologinnen mit Habichtsköpfen erforschen die Relikte der menschlichen Zivilisation. Der Löwe Cyrus Iemelian Adrian Vinicius Golden ist der Regent der „Gente“. Ein Krieg um die Macht droht.
Der Wolf Dimitri soll im einstigen Nordamerika Verbündete finden. Auf der Fahrt dorthin lernt Dimitri allerlei über Krieg, Kunst und Politik. Am Rand seiner Welt erkennt er, „warum den Menschen passiert ist, was ihnen passiert ist“. Trotzdem bricht das Reich der „Gente“ zusammen, aber von Mars und Venus brechen eine Lüchsin und ein Wolf auf …
Verrückt? Ja, total verrückt! Dietmar Dath, Naturwissenschaftler, Popkultur-Kenner, Journalist und Schriftsteller, schaffte es mit seinem neuesten Werk immerhin auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises. Und er spaltet die Kritik total. „Wie kann Quatsch so anstrengend sein“, fragt SZ-Kritiker Burkhard Müller entnervt. Thomas Anz von Daths früherem Arbeitgeber FAZ hingegen lobt die Vielseitigkeit, die intellektuelle Neugier, dessen Kenntnisse und den Mut des Autors.
„Es war eine große Freude, mal eine ganz neue Weltordnung entstehen zu lassen. Eine, die mit einem Gründungsverbrechen beginnt, der Brandrodung des Menschen“, so hat Dietmar Dath selbst in einem Interview den Ur-Gedanken seines Romans beschrieben.
Dafür schafft er gleich dutzendweise neue Begriffe, die irritieren und die man sich schwerlich merken kann, bringt tierartige Wesen ins Spiel, die seiner persönlichen Hölle entsprungen sein mögen und gibt dem ganzen noch seinen ideologischen Überbau. „Geburtenkontrolle, Abschaffung der restlichen Arbeit, soweit es geht, Ausbau des Reichs der Freiheit, Aufhebung nach wie vor hier und da noch bestehender Artenschranken, Gleichheit zwischen den Generationen nach der Befreiung“, so lauten die Grundsätze dieser tierischen Gesellschaft.
Wie soll man ein solches Buch bewerten? Ich bleib mal ganz ehrlich: Ganz durchgehalten habe ich’s nicht. Und da das selten passiert, kann mein ganz persönliches Urteil nicht anders ausfallen.
Bewertung: **
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