Vor über zwölf Jahren wurde in Auschwitz heftig diskutiert, ob es die Würde der Gedenkstätte schändet, wenn vis-à-vis ein Supermarkt gebaut wird (siehe Spiegel). Die Amerikanerin Tova Reich hat dem Irrsinn nun noch einen draufgesetzt: „Mein Holocaust“ überschreitet alle Tabus, manche meinen auch die Grenzen des guten Geschmacks.
Ein Deutscher könnte ein solches Buch nicht schreiben, das ist sicher. Aber so sprach man schon vor zehn Jahren bei Roberto Benignis KZ-Komödie „Das Leben ist schön“. Nur Juden dürfen das jüdische Gedenken an die Shoah satirisch übertreiben. Oder nicht?
Die beiden amerikanischen Juden Maurice und Norman Messer führen die Geschäfte der Firma Holocaust Connections, Inc. Zweck dieses Unternehmens ist aus der Shoah möglichst viel Geld zu machen. Dazu ist Messer sen. auch noch der Leiter des „Holocaust Memorial Museums“.
Die Geschäfte laufen gut, doch nun gibt’s Ärger: Normans Tochter, die den Geschäftssinn ihrer Anverwandten nicht leiden kann, konvertiert zum Christentum und will als Nonne in einem Karmelitinnenkloster direkt neben dem Lager Auschwitz leben – fürs Messer’sche Unternehmen ist dies ein Problem.
Schließlich sollen Touristen angelockt werden. „Echte Ghetto- und KZ-Artefakte“ sollen verkauft werden. Die Kuratorin der Gedenkstätte passt ins Muster: „Wir muten den Besuchern in Washington keine Haare von geschorenen Häftlingsköpfen zu.“ Nur zwei Dinge interessieren bei ihrer Einstellung: Jüdisch und zahlungskräftig sein.
Die flott erzählte Geschichte, die bisweilen betont komisch wirkt, bedient alle Klischees über Juden. Und das ist auch die Gefahr: Dieses Buch kann in falsche Hände geraten und missverstanden werden – bewusst oder unbewusst. Da hilft selbst der deutliche Hinweis am Ende des Buchs nicht, dass Handlungen und Personen frei erfunden sind.
Bewertung ****
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