Oh dieses Bild, dieses unendliche traurige Mädchen, wie sie dasitzt mit ihrer roten Blume. „Keine einzige Freude konnte dich jemals glücklich machen“, ist der erste Satz von „Inneres Land“, diesem tief traurigen Roman, der uns zurückversetzt in das Spanien des Diktators Franco.
Alles in diesem Buch dreht sich um das eine Ereignis, um den 5. November 1938. Da kamen uniformierte Männer ins Dorf, um Rita Alberas Großvater abzuholen. Sie haben ihn einfach erschossen.
Rita lebt seit frühester Kindheit mit einem Trauma. Ihre Mutter ist verschlossen, begegnet ihr mit abwesendem Schweigen und ist nicht in der Lage, Liebe und Zuneigung zu zeigen. Die junge, selbstbewusste Frau versucht auf alle möglichen Arten dem Geheimnis ihrer Mutter auf die Spur zu kommen.
Leben ist Liebe. Und die erste Liebe ist die Liebe der Eltern. Je weniger man davon bekommt, umso mehr bemüht kind sich um sie. Dabei entdeckt Rita das „innere Land“ ihrer Mutter. Es ist geprägt durch den spanischen Bürgerkrieg, den Verlust des Vaters und die Vertreibung.
Ritas Werben um die Mutter ist auch eine Gesellschaftskritik und eine Beschreibung der jüngeren Geschichte Spaniens. Das Land hat seit der Demokratisierung vor 33 Jahren einen rasanten Wandel hinter sich: Die Bauern verließen ihre Dörfer, deren Kinder konnten erstmals studieren.
Maria Barbal (59) verkörpert das alte wie das junge Spanien. Wie einst der große Josep Pla schreibt sie auf katalonisch, die Sprache der Region um Barcelona. Sie erzählt eine große Geschichte und endet in einer Versöhnung. Gut so.
Bewertung: ****
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