Hans Pleschinski „Ludwigshöhe“, 560 Seiten, 24,90 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406576898;
„Der letzte Wille, ein Donnerschlag. War das Machwerk unter dem Einfluss von Medikamenten verfasst worden?“ In der Tat, das Erbe der drei finanziell klammen Geschwister hat’s in sich. Eine Villa auf der Ludwigshöhe am Starnberger See gehört ihnen, wenn sie dort ein Heim für Lebensmüde aufmachen. Rasant, komisch, tragisch – ein Spiegel unserer Gesellschaft.
Wer die Villen am Starnberger See kennt, sich unter „Ludwigshöhe“ also etwas vorstellen kann, der wird unwillkürlich an Thomas Manns „Zauberberg“ erinnert. Und tatsächlich, zum Leidwesen der Geschwister Clarissa, Monika und Ulrich, wird das vermeintliche Sterbehospiz ein Sanatorium, in dem es kollossal menschelt.
Eine lebensmüde Uhrenverkäuferin, eine von einem Schüler angegriffene Lehrerin, ein einsamer Bahnbeamter und dazu eine liebeskranke Domina, eine lärmgeschädigte Kioskbesitzerin und ein bankrotter Verleger lassen sich von „schwarzglänzenden Kärtchen“ anlocken. Und im Keller stehen die Tiefkühltruhen.
Nur dass da kaum jemand von den „Finalisten“ reinwill. In vielen Episoden schildert Pleschinski, wie die Verzweifelten noch einmal anfangen wollen, neue Beziehungen knüpfen und sich in der Villa eine neue Gesellschaft entwickelt. Das liest sich dann höchst unterhaltsam und doch tiefgründig, trotz des Plaudertons.
Pleschinski ist ein kraftstrotzender Roman gelungen, ein Appell gegen den in der Wirtschaftskrise gerade wieder grassierenden Zweckpessimismus: „Der Tod“, so sinniert Erbe Ulrich, „ist zum Programmfehler heruntergekommen, was er sich womöglich nicht lange gefallen lässt? Ich will nicht behaupten, er freut mich, aber er macht mich doch zumindest – reich.“
Bewertung: ****
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