Yusuf Yesilöz ist dreisprachig: kurdisch, türkisch und deutsch. Aber vor allem ist er auch dreikulturig: kurdisch, türkisch und deutsch. Der eidgenössische Türke (Jahrgang 1964), der mit 23 Jahren sein Heimatland verlassen und inzwischen die Schweizer Staatsbürgerschaft angenommen hat, erzählt eine Geschichte über die Macht der eigenen Wurzeln.
Alan, unverkennbar das Alter Ego des Autors, ist in einem kurdischen Dorf groß geworden, wurde mit einer Cousine zwangsverheiratet, zeugte ein Kind und floh dann aus der Enge dieser chauvinistischen Kultur in den Westen, die Schweiz. Dort lernt der erfolgreiche Musiker die Psychotherapeutin Dagmar kennen. Sie heiraten, haben Kinder – bis ein Seitensprung seiner Ehefrau Alans Leben jäh zerspringen lässt. Er reagiert genauso, wie auch sein Vater reagiert hättte.
Und da ist Meryem, benannt nach der Jungfrau Maria. Ihre Familie stammte ursprünglich aus Bosnien, sie wuchs in einem Dorf am Marmarameer auf. Obwogl sie einen anderen liebte, wurde sie von ihrer Familie zwangsverheiratet. Ihren zweiten Ehemann lernte sie in Antalya kennen, er nahm sie mit in die Schweiz. Auch diese Ehe wurde geschieden – für Meryems Vater war dies „der Weltuntergang“. Er droht seiner Tochter mit dem Tod.
Alan und Meryem treffen sich in der Schweiz, und sie verlieben sich: Ein permantentes Hin-und-Her-Springen zwischen der alten, der türkisch-kurdischen, und der neuen, der schweizerischen Identität. Und es gibt kein Entrinnen vor der eigenen Geschichte, bevor man sich nicht mit ihr aussöhnt. Alan bekommt durch seine Tochter aus erster Ehe Gelegenheit dazu.
Yusuf Yesilöz, der in der Schweiz auch bekannt ist als (Dokument-)Filmemacher, schildert die Geschichte einer Liebe in der Fremde ohne Schnörkel, ganz schlicht, fast sachlich. Die Botschaft seines Buches, die des Verständnis für die kulturellen Wurzeln, kommt an, weil er erzählt ohne anzuklagen, ohne zu bewerten.
Lesenswert!
Bewertung: *****
Short URL for this post: http://bit.ly/azatrOlang="de">