Sema Kaygusuz „Wein und Gold“ , 392 Seiten, 24,80 €, Suhrkamp, ISBN: 978-3518419960;

Viele Jahrhunderte llebten sie im Osmanischen Reich friedlich zusammen. Nach Gründung der Türkei wurden die Griechen von dort und die Türken aus Griechenland vertrieben. Dabei ging unglaublich viel verloren. Situation jetzt: Eine türkische Insel, auf der beide Völker friedlich zusammenwirken. Als Leylan bei ihrem Vater tiefer einsteigt, kommen einige Familiengeheimnisse ans Licht.

Ein ausgeklügelt konstruiertes Buch: Teil 1, Wein, mit Kapiteltiteln und Teil 2, Gold, nummerisch sortiert. Leylan, so glauben die Menschen, wolle ihren Vater, einen notorischen Säufer, töten. Falsch. „Man hatte mir einen hinterhältigen Mord zugetraut. Und das Schlimme war, ich hatte mich sofort an meine Hinterhältigkeit gewöhnt“, sagt Leylan.

Tatsächlich will sie sich eines speziellen Weins bedienen, um ihren Vater zum Sprechen zu bringen und zu heilen. Denn im Rausch quälen den Vater Alpträume. Und Leylan kommt hinter ein paar erschreckende Familiengeheimnisse. Doch deren Aufklärung reicht ihr nicht aus.

In „Gold“, dem zweiten Teil des Romans, setzt sie die Geschichten des ersten Teils („Wein“) neu zusammen. Ihre Erzählungen geben dem Leben des Vaters Sinn und verhelfen ihm zu einem guten Ende. Mit den fiktiven Geschichten ihrer Vorfahren und der Inselbewohner hat Leylan die Gerüchte „umgedreht“, sie hat sich ihren eigenen Mythos geschaffen.

Die junge Schriftstellerin (geboren 1972) hat schon früh mit dem Schreiben begonnen. Sie schreibt Essays und leitet Wortkshops an Hochschulen. Seit 1995 veröffentlicht die Autorin in der Türkei. Heuer nahm die Istanbulerin am Stadtschreiber-Projekt des Goethe-Instiituts teil. Über einen Monat lang erlebte sie authentisches deutsches Leben und schrieb darüber.

Bewertung: ****

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Von Griechen, von Türken und von allem

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