Hatice Akyün „Ali zum Dessert – Leben in einer neuen Welt“, 220 Seiten, 18,95 €, Goldmann, ISBN: 978-3442311477;
„Im Herzen bin ich eine Türkin, im Geiste eine Deutsche“ – Hatice Akyün ist eine von rund drei Millionen Deutschländern, türkischstämmige Deutsche. Das eine nicht und das andere nicht oder doch beides. In ihrem zweiten Roman verliebt sich Hatice in Ali, obwohl sie doch unbedingt einen Hans wollte.
Locker leicht erzählt, im Stile einer Amelie Fried oder Hera Lind oder Eva Heller, entfaltet die als Dreijährige nach Duisburg übersiedelte Autorin ein Panoptikum deutsch-türkischer Realitäten. Das Wandern zwischen den Kulturen, das auch die Stuttgarterin Nilgün Tasman in ihrem kürzlich erschienenen „Ich träume deutsch“ dargestellt hat.
Hatice Akyün schildert die Klischees, mit denen ihre türkischen Landsleute die Deutschen belegen. Aber sie verschweigt bei allem Humor auch nicht die Schwierigkeiten, die sie selber hatte in ihrer Familie Akzeptanz für ihren „untürkischen“ Lebensweg zu finden.
Die Tochter zweier anatolischer Analphabeten lernte deutsch durch „Grimms Märchen“. Sie wird Justizangestellte in Duisburg und geht für ein Jahr als Au-Pair nach New York. Als . Als in der Lokalredaktion der WAZ jemand mit türkischen Sprachkenntnissen gesucht wird, steigt sie in den Journalismus ein.
Sie arbeitet für „Max“, den „Spiegel“, „Emma“. 2005 schreibt sie ihr erstes Buch, wird Mutter. Heute lebt sie in Hamburg, ihre Lieblingsstadt ist New York. Als Vertreterin einer Generation moderner, weltoffener Deutschtürken liest sie regelmäßig an Schulen in Kreuzberg und Neukölln – und trifft doch junge Türken der nächsten Generation: „Das ist total merkwürdig – die wachsen ganz anders auf als ich“, sagte sie in einem Interview.
Akyüns Buch ist „Integration zum Nachtisch“ – eine neue Lektüre für zwischendurch, nicht moralinsauer, nicht tiefschürfend, aber gesellschaftlich wertvoll.
Bewertung: ****
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Hatice Akyün erhält den Preis für Toleranz und Zivilcourage der Duisburger Aktionsgemeinschaft für Toleranz und Zivilcourage. Der Preis wird – dieses Jahr zum achten Mal – an Personen oder Gruppen verliehen, die sich in besonderer Weise für Toleranz, Zivilcourage und einem friedlichen Zusammenleben engagieren.
Die Preisverleihung findet am Dienstag, 27. Januar 2009, um 17.00 Uhr in der Jüdischen Gemeinde Duisburg statt.