Die Geschichte einer ehrenwerten Familie

Gay Talese „Ehre deinen Vater“, 532 Seiten, 18,50 €, Rogner & Bernhard (erhältlich über www.zweitausendeins.de), ISBN: 978-3807710426;

Seit den „Sopranos“ weiß jeder, dass es bei der Mafia auch nicht anders zugeht als bei uns normalen Spießbürgern. Was die amerikanische Fernsehserie in unsere Wohnzimmer brachte, das besorgte vor fast 40 Jahren, 1971, der amerikanische Star-Journalist Gay Talese mit „Ehre deinen Vater“.

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Haltbarkeitsdatum schon überschritten?

Joachim Schulz „Wenn Männer 40 werden“, 256 Seiten, 9,90 €, Neuer Europa Verlag, ISBN: 978-3866958401;

Ach was, mit 42 muss ich nun lesen, dass ich „am Rande des Haltbarkeitsdatums“ lebe und „in das Reich des körperlichen Verfalls“ eingetreten bin. Und trotzdem, auch das lerne ich aus diesem Buch, Älterwerden bringt doch auch viel Gutes.

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Die Schweigsamkeit der Männer

Martina Rellin „Die Wahrheit über meine Ehe: Frauen erzählen“, 287 Seiten, 16,90 €, Diana, ISBN: 978-3453285156;

Ein solches Buch war wohl überfällig. Dass es in deutschen Ehen bisweilen übel ausschaut, haben wir ja geahnt, angesichts der enormen Scheidungsraten. Wie furchtbar es ist, zeigt die Journalistin und Autorin Martina Rellin anhand von 16 (anonymen) Beispielen. Das Buch basiert auf einer Serie in der „Brigitte“. Und – logisch – die Perspektive ist weiblich.

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Brennende Bücher des tätowierten Mars-Kolonisten

Ray Bradbury „Space Opera“ („Der illustrierte Mann“, „Die Mars-Chroniken“, „Fahrenheit 451“ Hardcover im Schuber), 960 Seiten, 39 €, Diogenes, ISBN: 978-3257066500;

Der Mann ist ein Genie, ein verkanntes Genie. Denn Ray Douglas Bradbury ist noch immer zu vielen Literaturfreunden nicht bekannt. Er verbindet auf raffinierte kindliche Lust zum Fabulieren mit zündender Sozialkritik. Der Diogenes-Verlag pflegt Bradburys Werk seit Jahrzehnten und hat nun unter dem Titel „Space Opera“ drei der wichtigsten Werke überarbeitet und als Hardcover neu veröffentlicht.

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Die ganze Fülle menschlichen Zusammenlebens

Thomas Pynchon „Gegen den Tag“, 1760 Seiten, 29,90 €, Rowohlt, ISBN: 978-3498053062;

Es gibt Bücher, die sind so ambitioniert, dass Wissenschaftler und Laien weltweit über sie diskutieren. Sie werden hochgelobt, und jeder Literaturinteressierte, der etwas auf sich hält, kauft sich dieses Buch. Aber wenn wir ganz ehrlich sind, bis zu Ende gelesen werden diese Bücher so gut wie nie. Das wird auch den neuesten Pynchon treffen.

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Drei Ebenen eines missliebigen Lebens

J. M. Coetzee „Tagebuch eines schlimmen Jahres“, 288 Seiten, 19,90 €, S. Fischer, ISBN: 978-3100108340;

Vielstimmigkeit bekommt eine neue Bedeutung. Bei dem neuen Roman des Nobelpreisträgers Coetzee muss der Leser ernst nachdenken, wie er das Werk bewältigt. Denn erst zwei, dann drei Erzählstränge laufen buchstäblich parallel, optisch getrennt durch eine Querlinie.

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Vom Scheitern einer ganzen Generation

Bernhard Schlink „Das Wochenende“, 240 Seiten, 18,90 €, Diogenes, ISBN: 978-3257066333;

Das Vorbild ist unverkennbar Christian Klar, jener RAF-Terrorist, der – erinnern Sie sich noch? – im letzten Jahr nach langer öffentlicher Debatte nicht nach langer Haftstrafe vorzeitig begnadigt wurde. Jörg, die Hauptfigur von Bernhard Schlinks neuestem Roman, kommt frei – und trifft sich an seinem ersten Wochenende mit alten Freunden – eine Abrechnung.

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Eintauchen in den kirgisischen Alltag

Judith Beyer/Roman Knee „Kirgistan – Ein Bildband über Talas“, 224 Seiten, 39,90 €, Hirmer, ISBN: 978-3777438054;

Provinz hat in Deutschland immer irgendwie einen negativen Klang – rückständig zum Beispiel oder borniert. Aus unserer Sicht ist die zentralasiatische Republik Kirgisien Provinz. Und die dortige Provinz Talas ist Provinz für die Provinz. Für die dort lebenden Menschen wiederum ist Talas der Mittelpunkt ihres Lebens. Die Ethnologin Judith Beyer vom Max-Planck-Instititut und Fotograf Roman Knee haben mit den Einheimischen den Alltag geteilt. Eine Liebeserklärung!

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Eine Odyssee von Ost nach West

Sherko Fatah „Das dunkle Schiff“, 440 Seiten, 22 €, Jung und Jung, ISBN: 978-3902497369;

Jetzt stehen sie wieder im Fokus. Nach der Entführung von drei bayerischen Bergsteigern am Berg Ararat in der Türkei machen die Kurden wieder Schlagzeilen. Im Mittelpunkt des neuen Romans des Deutsch-Irakers Sherko Fatah steht indes nicht das Kurdenthema (auch wenn der Held Kurde ist), sondern der islamische Extremismus.

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Preußens Maler, Chronist des 19. Jahrhunderts

Adolph Menzel „Radikal Real“, 240 Seiten, 39,90 €, Hirmer, ISBN: 978-3777441757;

Zu Zeiten, als es noch keine Fotografie gab, bildeten Künstler die Wirklichkeit ab. Der Hypo-Kulturstiftung in München verdanken wir die Wiederentdeckung eines der bedeutendsten Malers und Zeichners des 19. Jahrhunderts. Der Titel der Ausstellung „Radikal Real“ offenbart die hohe Qualität des als bedeutendster Realist gewürdigten Künstlers. Wer die Ausstellung nicht besuchen kann, dem sei der bei Hirmer erschienene Katalog empfohlen.

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