C. W. Ceram „Götter, Gräber und Gelehrte“, 400 Seiten, 15 € (Sonderausgabe), Rowohlt, ISBN: 978-3498009359;

In meiner Kindheit war dies eines meiner wichtigsten Bücher. Eine Empfehlung meines Vaters (der den Ceram als Kind selber verschlungen hatte). Nach der Lektüre, als Zwölfjähriger, wollte ich unbedingt Archäologe werden – ein Berufswunsch, der fast bis zum Abitur Bestand hatte. Und jetzt diese prachtvolle Neuausgabe …

Der Rowohlt-Verlag hat sich mit der Hardcover-Ausgabe des „Romans der Archäologie“ ein wundervolles Geschenk zum 100. Geburtstag gemacht. Behutsam aktualisiert vom Archäologen Michael Siebler ist „Götter, Gräber und Gelehrte“ auch nach 59 Jahren immer noch das Standardwerk der Altertumsforschung.

Wer wissen möchte, wie Heinrich Schliemann Troja entdeckte, welche Bedeutung der Stein von Rosette bei der Entschlüsselung der altägyptischen Hieroglyphen-Schrift hatte, wie Babylon entdeckt und die Überreste der Maya-Kultur untersucht wurden, der sollte sich Ceram alias Kurt Marek (1915-72) nicht entgehen lassen.

Der gelernte Journalist war übrigens Cheflektor bei Rowohlt und bescherte seinem Arbeitgeber bis heute fünf Millionen Auflage. Der Hinweis auf Cerams ursprüngliche Profession, Journalismus, erfolgt hier nicht ohne Grund. Denn „Götter, Gräber und Gelehrte“ ist eine gelungener Mixtur aus Reportage und Fiktion.

Ceram wertete zeitgenössische oder autobiografische Texte der großen Entdecker aus und „versetzte“ sie in Stimmung. Er produzierte Spannung und stellte Kontext her, Fiktion und Fakten gemischt – ganz wie es 20 Jahre später die amerikanischen Kollegen Wolfe und Talese in „Ehre deinen Vater“ unter dem Schlagwort „New Journalism“ praktizierten.

Natürlich beleuchtet der „Roman der Archäologie“ nur Teile der Geschichte, die großen Entdeckungen des 19. Jahrhunderts. Und er ist sehr beschränkt auf die Forschungen von Amerikanern und (West-)Europäern.

Kein Wort von China, keins von der Wiege der Menschheit in Ostafrika oder den alten Kulturen südlich der Sahara und in Südostasien. Dafür spielt auch der zeitgeschichtliche   Kontext, in dem der Autor 1949 steckte, eine Rolle.

„Götter, Gräber und Gelehrte“ ist ein  Klassiker. Er sollte Pflichtlektüre bleiben. Der Rowohlt-Verlag hat mit dieser nur 15 Euro teuren Sonderausgabe seinen Beitrag dazu geleistet.

Bewertung: *****

Short URL for this post: http://bit.ly/b2g9LElang="de"> Pflichtlektüre auch nach fast 60 Jahren – Lauter Lesenswertes
Lauter Lesenswertes

Pflichtlektüre auch nach fast 60 Jahren

Diesen Beitrag bookmarken bei Diese Icons verlinken auf Bookmark Dienste bei denen Nutzer neue Inhalte finden und mit anderen teilen können.
Die mobile Version verlassen