„Provinzroman“, der Titel spaltet. Ist Provinz ein Etikett, ein Makel gar? Johano Strasser lebt selbst in der Provinz, in der kleinen Gemeinde Berg am Starnberger See. Sein jüngster Roman ist weniger ein Buch über die Provinz, als ein Buch über den Alltag der kleinen Leute.
Ja, die kleinen Leute, die liegen dem Präsident der Schriftsteller-Vereinigung PEN natürlich besonder sim Herzen. Denn mindestens so bekannt wie als Autor ist Strasser als Vordenker der SPD, als Mitglied der Grundwerte-Kommission. Bekanntlich war die SPD ja mal die Partei der kleinen Leute.
Vresen heißt der Ort, um den sich in der Geschichte alles dreht. Das „Bossa Nova“ ist die Kneipe, in der sich Alfred, Bernd, Manne, Hella und Ich-Erzähler Kalle seit 30 Jahren zum Stammtisch treffen. Hochzeiten, Trennungen, Geburten und andere Glücksmomente (wie der Pokalsieg von Arminia Bielefeld).
Doch dann ändert sich alles: Kalles Frau, die Chilenin aus der Küche stirbt, Bernd erkrankt an Krebs, einer will nach Südafrika, einer entdeckt eine Hand am Kanal, die niemandem gehört, und Manne dreht im Bahnhof durch. Nichts ist mehr wie es war.
„Wo keine Geschichte gemacht wird, werden Geschichten erzählt, damit die Leute wissen, wer sie sind“, schreibt Strasser. Anders ausgedrückt. Nicht die großen Themen, bestimmen unser Leben, sondern das Alltägliche, das Verwechselbare. Demnach wäre „Bossa-Nova“ ein Heimatbuch im besten Sinne – auch wenn ihm manchmal die Gratwanderung zwischem Erzählenswerten und Banalem nicht glückt.
Bewertung: ****
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