Der Mann ist ein Genie, ein verkanntes Genie. Denn Ray Douglas Bradbury ist noch immer zu vielen Literaturfreunden nicht bekannt. Er verbindet auf raffinierte kindliche Lust zum Fabulieren mit zündender Sozialkritik. Der Diogenes-Verlag pflegt Bradburys Werk seit Jahrzehnten und hat nun unter dem Titel „Space Opera“ drei der wichtigsten Werke überarbeitet und als Hardcover neu veröffentlicht.

Mit „Fahrenheit 451“ gelangte der 1920 geborene Autor als 33-Jähriger zu Weltruhm, vor allem als Francois Truffaut dieses Meisterwerk in den 1960er Jahren genial verfilmte – die Geschichte eines Feuerwehrmannes, dessen Aufgabe es ist, Bücher zu verbrennen – bei 451 Grad Fahrenheit (232 Grad Celsius) gehen sie in Flammen auf.

Feuerwehrmann Guy Montag weiß nicht, was er tut. Und als es versteht, will er aus dem System ausbrechen. Bücherverbrennung, ein Schlagwort, dass wir seit 1933 kennen. Bradbury dient es als Symbol einer Parabel über ein menschenverachtendes System. Diogenes hat das Werk nicht nur neu übersetzen lassen, Bradbury schrieb auch ein neues Vorwort dazu.

Oder die „Mars-Chroniken“. Hier nutzt Bradbury das in den 50er Jahre so populäre Thema Besiedelung des Mars‘, um komplexe Ängste der Amerikaner darzustellen – mitten im kalten Krieg, im Kampf um die Vorherrschaft der Welt. Bis heute ist Bradburys Klassiker aktuell.

Und der „Illustrierte Mann“, mein Lieblingsbuch von Bradbury, eine Sammlung von wunderbaren Kurzgeschichten, erzählt von einem über und über tätowierten Mann – ein wahres Lesevergnügen.

Diogenes sei Dank, dass Bradburys Kunst bis heute gepflegt wird. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Denn „Space Opera“ ist auch optisch ein großer Wurf: im Papp-Schuber als orangefarbene Leinenbände mit Lesebändchen. Weniger wäre diesem Welt-Schriftsteller allerdings auch nicht angemessen gewesen.