Zu Zeiten, als es noch keine Fotografie gab, bildeten Künstler die Wirklichkeit ab. Der Hypo-Kulturstiftung in München verdanken wir die Wiederentdeckung eines der bedeutendsten Malers und Zeichners des 19. Jahrhunderts. Der Titel der Ausstellung „Radikal Real“ offenbart die hohe Qualität des als bedeutendster Realist gewürdigten Künstlers. Wer die Ausstellung nicht besuchen kann, dem sei der bei Hirmer erschienene Katalog empfohlen.
Pastell, Aquarell, Öl- Menzel beherrschte alle Techniken. Herausragend aber sind seine Skizzen. Der ungeheuer fleißige Künstler, der 1905, 90-jährig, starb hinterließ ein riesiges Oeuvre. Menzel war Autodidakt, die Akademie für Bildende Künste hatte er nach einem halben Jahr wieder verlassen.
Die 400 Illustrationen zur „Geschichte Friedrichs des Großen“ brachten ihm 1842, mit 27 Jahren, den Durchbruch. Als „Maler Preußens“ schuf er auch das offizielle Krönungsbild für König Friedrich Wilhelm I. Aber nicht solche Auftragsarbeiten und Monumentalbücher machen den Reiz des Buchs und der Ausstellung aus, sondern die vielen Einblicke in das bürgerliche Leben des 19. Jahrhunderts.
Er malte Beerdigungen, Handwerker in ihrem Atelier, junge Mädchen, alte Frauen, Marktszenen und schuf nicht mehr und nicht weniger als eine Chronik des nachrevolutionären Preußens (nach 1848) und des frühen deutschen Kaiserreichs. Penibel hielt er auchb das kleinste Detail fest: Radikal real eben.
Das großformatige Buch verschafft einen guten Überblick in Menzels Werk, interpretiert es für heutige Kunstfreunde und stellt es in den Kontext seines Lebens. Hervorragend.
Bewertung: ****
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