Solche Menschen gibt es: Ihnen klebt buchstäblich das Pech an den Händen, sie ziehen das Unglück förmlich an. Wilbur ist so einer. Auch wenn sein Name auf Bruce Willis hindeutet, sein heimliches Idol. „Nach Hause schwimmen“ ist ein Roman, der trotz aller Tragik Spaß macht.
Wilbur misst gerade mal 1,50 Meter. Und sein Leben ist wirklich nicht gesegnet: Seine irische Mutter stirbt bei der Geburt, sein schwedischer Vater macht sich aus dem Staub, und sein erstes Zuhause ist der Brutkasten. Erst als seine Großeltern ihn nach Irland holen, erfährt er, was Heimat ist.
Doch dabei bleibt es nicht: Wilburs Kumpel muss ins Heim, die Großmutter kommt bei einem Unfall ums Leben. Erst als Wilbur die charmante Aimee kennenlernt, scheint sich etwas zu ändern. Wilbur – so ihre Botschaft – muss seine Todessehnsucht aufgeben und leben lernen, trotz aller Fairnesse.
Wilbur ist erst 20, aber er hat mehr erlebt als so mancher Senior. Lappert, Schweizer Romancier, hat in seinen ersten Roman nach zehn Jahren extrem viel hineingepackt. Doch er scheitert nicht daran, sein Buch ist ein großer Wurf. Schon der Einfall, Wilbur als Ich-Erzähler auftreten zu lassen und dessen Kindheitsgeschichte in der dritten Person zu erzählen, ist gelungen.
Es ist Lapperts Sprache, die fasziniert, so opulent, so emotional, humor- und kraftvoll. „Nach Hause schwimmen“ ist so eine Art modernes Märchen. Es ist tragisch, hat ein Happy End und reißt ein mit in seiner schlichten, doch raffiniert dargestellten Moral. Sicher eines der besten Bücher dieses Sommers.
Bewertung: *****
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