Hasan Ali Toptas „Die Schattenlosen“ , 247 Seiten, 19,90 €, „Türkische Bibliothek“ im Unionsverlag, ISBN: 978-3293100046 (ab August als Taschenbuch 9,90 €);

Dass er Gerichtsvollzieher und Finanzbeamter war, das passt eigentlich gar nicht zu Hasan Ali Toptas (50), der, so wörtlich, als „urwüchsiges Erzähltalent“ gilt. In „Die Schattenlosen“ beschreibt er eine Gesellschaft im Aufbruch, zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Traum und Wirklichkeit, so der Klappentext ganz treffend.

Der engagierte Schriftsteller, der sein erstes Werk noch auf eigene Kosten veröffentlichte, ist nach Meinung einer Rezensentin „die  interessanteste literarischen Entdeckung seit Orhan Pamuk“. Er lebt in den „Schattenlosen“ seine orientalischen Wurzeln aus: In einem Dorf verschwindet erst ein Friseurlehrling, dann ein schönes Mädchen. Wo sind sie hin? Die Presse wird neugierig. Der Bürgermeister ist ratlos. Ein Alptraum.

Es geht, wie so oft in der türkischen Literatur, um die Gegensätze von Stadt und Land, von Aberglaube und Vernunft. Toptas wechselt zwischen Zeiten und Orte, zwischen Realität und Fantasie. Die Schattenlosen“ ist ein Buch voller Geheimnisse.

Nichts Geringeres als die Macht der Einbildungskraft ist das eigentliche Thema dieses Romans, dessen Sprache in ihrem Anspielungspotenzial an die des Traums erinnert: „Womöglich lebten wir in diesem Moment an einem anderen Ort, in einer anderen Zeit, und stellten uns, was hier geschah, nur vor, ohne zu merken, dass es nichts anderes war als unsere Vorstellung.“

Entscheidend für die Wirkung des Buchs ist die bildreiche Sprache des Autors. In einem Interview sagte er: „In der Schule hatte man mir gesagt, Sprache sei ein Instrument. Ein Transportmittel, um unsere Gedanken zu vermitteln. Dass das nicht so war, habe ich viel später erkannt. Sprache ist im Grunde genommen unsere Seele, unser Wesen. Sie ist kein Instrument. Sprache ist das Denken selbst.“

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Orientalisches zwischen Wirklichkeit und Wunsch

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