Robert Kagan „Die Demokratie und ihre Feinde“, 128 Seiten, 16,95 €, Siedler, ISBN: 978-3886808908;
Der Kalte Krieg ist tot, es lebe der kalte Krieg. Robert Kagan, amerikanischer Publizist und Politikberater, teilt die Welt in Gut und Böse – auf der einen Seite die Demokratien, auf der anderen Seite die erstarkenden Autokratien mit China und Russland an der Spitze. So diskussionswürdig die Rückschlüsse Kagans sind, seine Analyse ist spannend.
Wer gestaltet die neue Weltordnung, lautet die Frage von Kagan. Die Antwort hat für ihn drei Buchstaben: USA. Die einzig verbliebene Supermacht sei zwar alles andere als perfekt und mache viele Fehler, aber für kommende Stabilität in der Welt sei sie unerlässlich, sagt der Wahl-Brüssler. Die europäische Staatengemeinschaft sieht er zwar als kühnen Wurf, im großen Spiel bekommt sie aber nur eine Nebenrolle.
Kagans Essay stößt in Deutschland auf große Ablehnung, nicht anders zu erwarten bei einem amerikanischen NeoCon, einem Falken. Der Mitbegründer des Thinktanks „Project for the New American Century“ setzt auf Stärke. Das gilt für die USA, aber auch für die ärgsten Konkurrenten China und Indien.
Deren wirtschaftlicher Aufschwung habe den Vormarsch der Demokratie in den 1990er Jahren stark gebremst. Autokratien erwiesen sich plötzlich als Alternative – für jene Gesellschaften, die auf die Kippe stehen. Noch sei die Demokratie die stärkste Kraft, aber den Zweikampf werde es noch lange geben, sagt Kagan. Autokratien seien einfach effizienter, weil wenige über viele entscheiden.
Den islamischen Extremismus sieht der Politikexperte übrigens als Übergangsphänomen. Es sei nicht möglich, eine Gesellschaft 1400 Jahre in die Vergangenheit zurückzuschicken. Selbst der Iran beweise, dass dies nicht funktionieren können, weil die Menschen nach Freiheit und Wohlstand strebten.
Ein Buch, das viele Zusammenhänge aufzeigt, das Europa nicht schmeichelt und trotz aller Konflikte Optimismus säet. Interessant und diskussionswürdig.
Bewertung: ****
Short URL for this post: http://bit.ly/cO4kJV