Götz Aly provoziert. Er tat es vor Jahren, als er die Historikergilde gegen sich aufbrachte mit seiner ökonomischen Erklärung der NS-Judenvernichtung („Hitlers Volksstaat“), und er tat es nun erneut, als er mit seinen eigenen Leuten abrechnete, den 68ern. „Unser Kampf“ erinnert ganz gewollt an „Mein Kampf“.
Zurzeit häufen sich die Erinnerungen an 1968, verklärende wie kritische. Welchen Einfluss hatte die Studenten-Revolte auf unsere Gesellschaft? Hat sie sie wirklich umgekrempelt? Oder ginge es uns heute besser ohne 1968? Ein Streit um des Kaisers Bart, dem Götz Aly eine interessante Perspektive hinzugefügt hat.
Alys Parallelen zwischen den 33er, Hitlers Generation, und den 68ern verstören. Sie provozieren und werden auch nur oberflächlich belegt, im Sinne von Revolte = Revolte. Gleichwohl blickt der Heidelberger, der ab 1968 in Berlin studierte, hinter die Kulissen – interessant für uns Nachgeborene.
Seine eigentliche Aussage ist die Empörung über jene maoistischen, trotzkistischen 68er, die in den vergangenen 40 Jahren beim Marsch durch die Institutionen ihre Ideale vergessen haben und sich es längst im konservativen Lager eingerichtet haben.Die Demokratie, so Götz Aly haben sie genau so wenig voran gebracht bringen wollen, wie die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus.
Aly, Abkömmling eines im 17. Jahrhundert am preußischen Hof abgenommen Kammer-Türken, schreibt als Betroffener, als Zeitzeuge. So ist sein Werk auch zu bewerten – im Unterschied zu seinen sonstigen wissenschaftlichen Arbeiten. Aber das macht ihn auch angreifbar.
Bewertung: ***
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