Auf der Suche nach dem Menschen hinter dem Vater

Philip Reichardt „Auf einmal war er nicht mehr da“, 251 Seiten, 19,95 €, Luchterhand, ISBN: 978-3630872674;

Was wissen wir über unsere Eltern? Wie haben Sie gedacht, gefühlt, geliebt? Obwohl sie Jahrzehnte unsere engsten Bezugspersonen sind, geht diese Vertrautheit ganz unwillkürlich verloren – so wie bei Philip Reichardt, den der Tod seines Vater Tino zu einer Spurensuche veranlasste.

Reichardt ist Journalist, ein guter obendrein, ehemals bei der SZ, später dann Chefredakteur des inzwischen eingestellten Jugendmagazins „Jetzt“. Auch sein Vater Tino war Journalist, und er war Soldat gewesen, und er hatte angeblich ein Verhältnis mit Hildegard Knef gehabt. Ein Leben mit vielen Dimensionen. Welche kennt der Sohn?

Kaum eine, wie Reichardt jun. mit einigem Erstaunen bemerkt. Der Tod des Vaters kam völlig unerwartet. Zwei Tage zuvor hatten die beiden noch telefoniert. Erst als er dessen Wohnung ausräumt, stößt er auf Dinge, die seine Neugier wecken – am meisten ein Tagebuch des damals 17-Jährigen.

„Sie lebten ihr eigenes Leben und ich meins.“ Das schrieb Tino Reichardt über seine eigenen Eltern und Philip Reichardt sagte ihn über seine. Aber diese Akzeptanz der Andersartigkeit sollte der Neugierde nicht entgegenstehen. Je mehr man weiß umso besser für einen selber: „Je größer die Klarheit, umso größer ist die Chance zu erkennen, welche Kräfte und Einflüsse auf das eigene Leben wirken.“

Ganz richtig!

Bewertung: ****

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