Mutter und Tochter – eine ganz besondere Beziehung, geprägt von Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen, von Missverständnissen und von Liebe. Um die geht es in diesem Roman der amerikanischen Vielschreiberin Joyce Carol Oates. Und es geht um eine typisch-amerikanische Mittelstandsfamilie.
Nikki ist die jüngste Tochter, und sie hat eine schlechte Beziehung zur Mutter, deren Leben und Vorstellungen sie offen ablehnt. Erst der gewaltsame Tod der Mutter führt zum Bruch mit diesen Gefühlen. Nikki lernt ihre Tochter durch intensive Trauerarbeit ganz neu kennen.
Eigentlich geht es nämlich darum, dass die 31-Jährige glaubt, ihre Mutter sei enttäuscht von ihr. In dem einen Jahr, in dem Autorin Oates ihre (Anti-)Heldin begleitet, wandelt sich das Bild. Sie verarbeitet ihre Schuldgefühle, sie entdeckt ein lange gehütetes Geheimnis und lernt sich selber kennen . Dass am Ende auch der Mörder der Mutter überführt ist, schließt den Kreis.
Daneben erzählt die Amerikanerin auch eine Milieustudie. Im Mittelpunkt steht das Mordopfer, eine 65-jährige, sozial engagierte, religiöse Frau – Mittelpunkt eines ausgedehnten Soziotops. Ihre Ermordung durch einen ihrer Schützlinge bringt das bis dahin perfekt austarierte Systemins Wanken. Fassaden fallen.
Zwei Geschichten in einer. Manchmal geht das gut, in diesem Fall verliert sich Oates im Kleinstadt. Mit seltsam hölzerner Sprache verfehlt die Autorin die Verbindungen. Die Geschichte bleibt trotzdem lesenswert, kein Kriminalroman, sondern eine Familiengeschichte mit großem Drumherum.
Bewertung: ****
Short URL for this post: http://bit.ly/daanMQlang="de">