Josep Pla „Der Untergang der Cala Galiota“, 152 Seiten, 19 €, Berenberg, ISBN: 978-3937834221;
Noch einmal ein Minderheiten-Schriftsteller: Josep Pla (1897 bis 1981) gilt als größter katalanischer Erzähler und hat dem Katalan der alten Sprache, die in der Gegend um Barcelona gebraucht wird, neues Leben eingehaucht. Als Journalist war er auch der Chronist seiner Heimat und hat viele Traditionen vor dem Vergessen bewahrt.
In Deutschland ist Josep Pla bisher Liebhabern vorbehalten gewesen. Zuletzt wurden immerhin drei seiner Werke ins Deutsche übersetzt. Viel beachtet „Das graue Heft“, eine Art Tagebuch des Autors, das Kennern als sein Hauptwerk gilt. Am schönsten aber ist der bei Berenberg herausgebrachte Erzählungen-Band „Der Untergang der Cala Galiota“.
Die Geschichten erzählen detailreich vom Alltag an der Costa Brava, einer Zeit, im francoistischen Spanien, die längst untergegangen ist. Sie plätschern dahin und faszinieren doch – gerade weil sie so einfach sind. So macht sich der Leser ein ganz authentisches Bild und kann gar nicht anders als weiterlesen.
„Ich habe eine unbezwingliche Tendenz, denen, die allzu sehr Künstler sind, zu misstrauen“, schrieb Pla 1918 in sein Tagebuch, und weiter: „Die Bücher bringen uns bei, dass es Liebe, Ruhm, Güte und Größe gibt. Das Leben bringt uns bei, dass es nichts von alldem gibt.“ 45 Werke hat Pla hinterlassen, das meiste ist weniger Fiktion, denn Wiedergabe erlebter Wirklichkeit.
Pla war nie Akteur, er hielt sich immer raus, was auch aus seiner Biografie erkennbar wird: Seine Familie war wohlhabendes Bürgertum. Der junge Josep konnte sich lange nicht entscheiden zwischen einem Leben auf dem Land und einem in der Großstadt. Als Auslandskorrespondent lernte er allerdings die Metropolen in Europa kennen, bis er zurückkehrte auf einen Bauernhof in der Nähe seines Geburtsortes.
Raushalten, das galt auch politisch. Pla war ein konservativer Regionalist, war faschistischer Tendenzen verdächtig, nicht zuletzt weil er Mussolini und Hitler zeitweise schätzte. Auch für seinen eigenen Diktator Franco hegte er Sympathien. Zwar war er nie linientreu, aber gewehrt hatte er sich auch nicht, als Franco das Katalanische verbot und Pla Spanisch schreiben musste.
Trotzdem: Großartige Geschichten vom Meer eines großartigen Erzählers, empfehlenswert noch mehr für Spanien-Fans
Bewertung: ****
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