Reinhard Sieder „Patchworks – Das Familienleben getrennter Eltern und ihrer Kinder“, 409 Seiten, 29,50 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608945065;

Schön wäre es, wenn es stimmte: „Es ist ein Mythos, dass das Zerbrechen der Ehe (…) unweigerlich zu Lasten der betroffenen Kinder geht.“ Der Wiener Familiensoziologe Sieder will anhand von sechs Fallbeispielen nachweisen, dass Kinder von Trennung profitieren können, wenn es den Ex-Partnern gelingt, zwei neue Zuhause einzurichten.

Dieses Buch könnte Mut machen. Könnte, denn die amerikanische Wissenschaftlerin Elizabeth Marquardt ist in ihrer Studie zum eintgegengesetzten Ergebnis gekommen. Der Stiefvater als väterlicher Freund, das klingt zu schön, um wahr zu sein.

Sieder, der 2004 ein großes Forschungsprojekt über „Beziehungskulturen abseits der Norm“ gestartet hatte, leugnet die Probleme nicht. Auch er sieht, dass Kinder durch die Trennung der Eltern „akut belastet“ werden, aber sie könnten in der Folge, sozusagen nach dem ersten Schock, durchaus Nutzen aus der neuen Lebenssituation ziehen.

Dabei sind allerdings die Eltern gefordert: Die Mutter , bei der das Kind im Regelfall die meiste Zeit verbringt, darf es nicht als Eigentum betrachten und muss das Elternsein des Ex-Vaters aktiv unterstützen. Der wiederum darf sich nicht hängen lassen, sondern muss aktiver werden.

Dass dies nicht die Regel ist und „schmutzige“ Trennungen überwiegen, weiß auch der Wiener Wissenschaftler. Und darum beschreibt Marquardt die Realität und Sieder die Hoffnung.

Er bedient sich in seinem nicht unbedingt für Anfänger geeigneten Buchs sechs Fallstudien, in denen er verschiedene Typen beschreibt, von Prominenten bis zu Benachteiligten, von Umerziehern bis Unternehmern. Und er beschreibt auch grundsätzlich, wie Liebe und Trennung in unserer Gesellschaft funktionieren.

Die Quintessenz ist einfach darzustellen und schwer umzusetzen: Die Ex-Partner haben es selber in der Hand, ob ihre Trennung gelingt und ihre Kinder aus der Trennung womöglich noch einen Gewinn ziehen können. Aber ein solcher Erfolg bedingt harte Arbeit und vor allem die Auseinandersetzung mit den eigenen Verletzungen und Ängsten. Schwierig!

Bewertung: ****

 

Eine Empfehlung: http://www.wir-im-gespräch.de/

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Lauter Lesenswertes

Von der Hoffnung, dass es doch gut wird

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