Peter Fleischmann „Die Zukunftsangst der Deutschen“, 328 Seiten, 19,90 €, Fahrenheit, ISBN: 978-3940813015;

Auf den ersten Blick klingt der Titel wie der der Studie eines Meinungsinstituts zur Lage der Nation. Tatsächlich aber hat Peter Fleischmann die Geschichte einer Liebe in Zeiten des Umbruchs geschrieben. Das richtige Buch für 2008, wo sich die Deutschen die Medien an 40 Jahre 68-Umbruch erinnern.

Genau deshalb passt dieses späte Schriftsteller-Debüt so gut. Denn der 71-jährige Fleischmann erfuhr seine künstlerische Sozialisation in den späten 1960ern. Mit der Verfilmung von Martin Sperrs „Jagdszenen aus Niederbayern“ wurde der Schlöndorff-Spezi berühmt – 1967. Auch aus dem Meisterwerk der Gebrüder Strugatzkij „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“ machte Fleischmann einen absolut angemessenen Film.

Und jetzt also ein Roman, einer, der natürlich auch in den 60ern passiert. Es geht um klischeebehaftete Themen: um freiue Liebe vulgo Sex und um die Schuld der Väter. Der Ich-Erzähler erzählt einen Roman in einem Roman. Er spielt in Dachau, natürlich in Dachau. Es geht um Schuld und nicht erfolgte Sühne.

Und immer wieder kommt es zur geschlechtlichen Vereinigung. Im Mittelpunkt steht Sandra – und um Eifersucht in der sexuellen Befreiung: „Sie bestiegen sie, spießten sie auf und pflügten sie durch. Sie bürsteten, hobelten, plätteten, stopften, hackten und nagelten sie. Sie wurde besprungen, beschält und perforiert.“ Für zart besaitete Seelen ist das nichts, muss es aber auch nicht sein.

Gut, dass Fleischmann diesen Roman so lange hat reifen lassen. Mit seinen über 70 Jahren hat er die nötige Distanz zu seinen eigenen Torheiten entwickelt. Seinem Roman tut das gut – die Sprache ist reif – vergnüglich und doch auch respektvoll. Ein Buch voller (Lebens-)Gefühl.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Wie war das da so mit den 68ern?

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