William Gibson „Quellcode“, 448 Seiten, 22,50 €, Klett-Cotta, ISBN: 978-3608937695;

William Gibson ist ein Phänomen: Die Zukunft, die der Erfinder des Cyberpunks in den 1980-er Jahren in seinen Romanen (unter anderem die „Neuromancer“-Trilogie) beschrieb, ist inzwischen Gegenwart, und die Gegenwart, die er in „Mustererkennung“ und jetzt in „Quellcode“ beschreibt, klingt wie die Zukunft.

„Wer heutzutage nicht verwirrt ist, ist wahrscheinlich psychotisch“, heißt es nach irritierenden 421 Seiten. Gerade erst setzt sich das Mosaik zusammen, erfährt man, um was es geht, in dieser Geschichte von Hollis, Tito, Bobby und dem geheimnisvollen Bigent. Drei Geschichten erzählt Gibson parallel , und irgendwie ist klar, dass es eine Verbindung geben muss, aber welche?

Es ist die Sprache Gibsons, die fasziniert und fesselt, dieses lakonisch-sparsame gepaart mit einer technischen Detailiertheit. Gibson erzählt von technischen Spirenzien, von denen, wir nie geahnt hätten, bei denen wir aber nicht zweifeln, dass es sie gibt.

Erst nach 400 Seiten, nach rund 90 Prozent des Romans, versteht der Leser, um was es eigentlich gehet – um einen Schelmenstreich, um Gerechtigkeit. Aber die Handlung zählt nicht, wie immer bei Gibson ist es die Erzählweise, die fasziniert, der Punk in der Sprache, dieses klinisch-emotionale, dieser Widerspruch.

Die Geschichte klingt, als spiele sie in einer nicht eben gloriosen Zukunft, aber wir sind in der Jetztzeit, in unser mediendominierten Gesellschaft voller Gegensätze und Widersprüche. Letztere sind Gibsons Elixier – eine Ex-Sängerin, die als Journalistin für einen machthungrigen Medienmogul Geheimnisse ausforschen soll und durch Zufall auf ein Komplott stößt, dass wie ein Dumme-Jungen-Streich die Mächtigen im Hintergrund ärgert.

Ich habe dieses Buch, dass so verwirrend und so kompliziert ist, mit Leidenschaft gelesen – ein echter Gibson. Nur den deutschten Titel „Quellcode“ , den habe ich bis heute nicht verstanden. Der ist Unsinn.

BNewertung: *****

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Die Gegenwart klingt wie die Zukunft

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