Ein „hinreichend guter“ Vater, was ist das? Der Konstanzer Psychologie-Professor Heinz Walter fasst die Frage noch weiter: Vater, wer bist Du? Was machst Du, denkst Du, erlebst und fühlst Du? Komisch, dass diese Fragen viele Jahrzehnte Sozialforschung lang niemanden interessiert haben. Es ging immer nur um die Mütter. Dieses Buch leistet in zehn Fachaufsätzen einen Beitrag dazu, das Bild der Väter wieder geradezurücken.

Wie gravierend dieses Defizit ist, macht Väter-Forscher Walter in seinem Vorwort deutlich. Er berichtet von einer therapeutisch tätigen Kollegin, die auf die Frage nach den Vätern, bekennt, dasssie sie bei Elterngesprächen gar nicht dabei habe möchte: „Die stören nur.“ Und eine Forscherkollegin, angefragt nach einem Beitrag für das Buch, stellt fest, dass sich ihr Institut „hauptsächlich mit Müttern beschäftigt“.

Vor 45 Jahren schrieb Psychoanalytiker Mitscherlich sein berühmtes Werk von der „vaterlosen Gesellschaft“. Seither hat sich viel verändert, in der gesellschaftlichen Wahrnehmung, aber auch in der Realität. Seit den 80er Jahren erschallt der Ruf nach den „neuen Vätern“: Sie müssen sich in vier Bereichen bestätigen: Beruf, Freizeit, Partnerschaft und Kinder.

Alles unter den Hut zu bringen ist schlichtweg unmöglich. Aber alles muss irgendwo laufen. Und darum sucht Wissenschaftler Walter der Väter Heil im Kompromiss, im hinreichend guten Vater, der eine hinreichend guter Partnerschaft hat.

Allein das Vorwort dieses Plädoyers für die Väter ist lesenswert. Die zehn weiteren Autoren (Frauen wie Männer) untersuchen das Phänomen Vater nach unterschiedlichen Aspekten, vom fantasierten, über den präsenten und den lebenslangen, bis zum lernenden und tragischen Vater.