Halt! Dieses Buch ist eins für Kenner, für ganz besondere Leute … sie müssen bayerisch verstehen – und im Idealfall sprechen Sie’s auch noch, um sich oder ihrer Freundin/Freund/Oma/Opa etc. die Geschichten laut vorzulesen. Polt muss man hören, das ist einfach so. Und das ist der Fehler dieses Buchs.
„Drecksbagage“, auch im sonst so groben Bayern ist das ein böses Buch. „Anwürfe, Unterstellungen, aber auch Ehrabschneidungen“, so der Untertitel, sind indes typisch bayerisch. Erst reden dann denken. ’s passt scho!
Polt ist Bayern, Polt ist pures bayerisches Lebensgefühl. „Wir sind anders als andere Bundesländer“, würde Edmund Stoiber jetzt einwenden und auf 1000 Jahre Geschichte, auf Franz-Josef Strauß selig, auf Wirtschaftsaufschwung und und und hinweisen. Eine Parteiversammlung der CSU ist Polt live, oder ist es doch umgekehrt?
„Psssst – Sind Sie amal still! Ganz leise! Hören Sie’s? Das ist die schweigende Mehrheit.“ Und die hat Gerhard Polt im Sinn, der schaut er aufs Maul. Deren Schwächen karikiert er, etwa dann, wenn er erklärt, dass Europa ohne die Bayern nicht denkbar wäre und die Bayern schon vor den Türken in der Türkei waren.
Es ist diese Mischung aus Naivität und Scharfsinnigkeit, die Polt seit jeher auszeichnet. Er grantelt, er mosert, er nimmt alles wörtlich, allzu wörtlich: Die Familie, die Gesellschaft, die Politik. Es geht immer um das Nächstliegende. Abstraktionen und Diplomatie haben bei ihm keinen Platz.
Dieses Buch ist für Polt-Fans ein Muss, wie schon seine im gleichen Verlag erschienenen Kindheitserinnerungen „Hundskrüppel“. Und trotzdem, Polt lesen ist nicht das gleiche wie Polt hören. An das Live-Erlebnis kommt ein Buch nicht heran.
Bewertung: ****
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