Über dieses Buch wird sich Reinhold Krämmel sicherlich freuen. Der Bauunternehmer aus Wolfratshausen südlich von München ist Honorarkonsul von Kasachstan. Der „Borat“-Film, der sein Lieblingsland als mittelalterlich und unzivilisiert darstellte, ist vergessen. Jo Lendles Roman schildert die Ex-Sowjetrepublik in einem positiven Licht.
Aber das auch nur indirekt, denn es geht in dem Roman des Kölner Lektors um Hella Bruns, eine Frau, die zum Mond reisen will und dazu vom Weltraumbahnhof Baikonur in der kasachischen Steppe startet. Oder nein, eigentlich wollte ja Hellas Sohn in den Weltraum, aber nach dessen tödlichen Unfall begibt sie sich auf die Spur seines Traums.
Irgendwie ist es eine Flucht und dadurch eher eine Reise nach innen – auch wenn Hella auf ihrem Weg gen Osten die endlose Steppe durchkreuzen muss. Im Mittelpunkt steht die Erinnerung an den Sohn, an dessen Gefühle und Sehnsüchte. Die Reise ist so eine Art Trauerarbeit.
Mit absoluter Genauigkeit und ohne Scheu vor der kasachischen Weite – das Lieblingsland des Autors? – schildert Lendle in seinem schmalen Roman auch kleinste Details und rutscht dabei weder in Sentimentalitäten noch in Plattheiten ab. Das zeigt das literarische Können des 40-Jährigen, der im Hauptberuf die Werke anderer Kollegen lektoriert übrigens bei DuMont und nicht bei DVA, wo „Die Kosmonautin“ erschienen ist.
Bewertung: ****
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