„Quiero – Ich will“ ist der wichtigste Satz in einer Beziehung, sagt der argentinische Paartherapeut Jorgé Bucay. „Liebe mit offenen Augen“, sein erster Roman ist eine leicht erzählte Paartherapie in Zeiten des Internets.
„Ich will“, das Besinnen auf sich selber und die eigenen Wünsche ist die Grundlage einer gleich berechtigten Beziehung. In Deutschland war es Paartherapeut Michael Lukas Möller, der mit seinen Sachbüchern („Die Wahrheit beginnt zu zweit“, „Liebe ist das Kind der Freiheit“) Paaren beibrachte, wie schwer, aber auch erfüllend Beziehungen sein können.
Gestalttherapeut Bucay hat eine andere Form gewählt, den Roman. Er erzählt eine fiktive Geschichte und schildert keine Fälle. Es ist die Geschichte des argentinischen Therapeuten Roberto, der zufällig E-Mails empfängt, die die (ihm unbekannte) Kollegin Laura an ihren Freund und Kollegen Fredy schickt.
Am Anfang tut Roberto, was sich gehört. Er löscht die Mails, irgendwann aber fängt er an zu lesen und ist fasziniert von dem Widerspruch zwischen der Öffnung durch Liebe auf der einen und tradierten Vorstellungen der Beziehungslosigkeit auf der anderen Seite.
Eine faszinierende Geschichte: Roberto liest nicht nur mit, er tritt in den Dialog als Akteur ein. Er antwortet als Fredy (der kann ja nicht, er hat die Mails nicht bekommen) und erfährt seine eigene Beziehung ganz neu.
In seinem Vorwort schreibt Bucay: „Der Spiegel, den unser Partner abgibt, liefert uns – ob es uns nun gefällt oder nicht – ein wahrheitsgetreueres Bild von uns selbst, als wir allein es jemals gewinnen könnten (…) Und zwar deshalb, weil wir in der Liebe unsere innere Welt überschreiten, um den unerläßlichen Begriff des Du in uns aufzunehmen. Ich betone das Wollen und Zulassen, weil Liebe stets ein Werk von zweien ist und alles kaputt gehen kann, wenn – wie Laura im Text sagt – ,auch nur einer von beiden nicht mehr mitspielt‘.“
Bewertung: ****
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