Ist es nicht schön? Feridun Zaimoglu ist einer „der besten deutschen Schriftsteller“ (Die Zeit). Bis er als Autor bekannt wurde, war er in erster Linie mal Türke. Was in Einwanderungsländern wie den USA völlig normal ist, nämlich Erfolg zu haben als Angehöriger einer Minderheit, ist bei uns noch etwas Besonderes. Das ist der wahre Erfolg des Erfolg des hoch gelobten Schriftstellers des hoch gelobten Romans „Liebesbrand“.
Fast drei Millionen Menschen türkischer Herkunft leben in Deutschland, viele seit Jahrzehnten, viele sind hier geboren. In der breiten Öffentlichkeit werden sie als „Gastarbeiter“ wahr genommen, dabei sind sie längst Teil der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Der Solinger Medien-Wissenschaftler Prof. Jörg Becker jedenfalls nennt die Einwanderungs-Diskussion in Deutschland „zutiefst provinziell“.
Und da ist also Feridun Zaimoglu, „ein großer Sprachen- und damit auch Sprachweltenerfinder“ (Süddeutsche Zeitung). Auch sein aktuelles Werk erzählt eine interkulturelle, eine deutsch-türkische Geschichte „in der Tradition der Romantik“ (Klappentext“).
Held ist David, ein Deutscher mit Migrationshintergrund, wie man heute sagt, der als Aktienhändler erfolgreich war, rechtzeitig vor dem Crash ausgestiegen ist und beim Verwandtenbesuch in der Türkei bei einem Unfall nur knapp überlebt.
Zurück in der Heimat sucht er nach der Liebe seines Lebens, einer Art Erlöserung, von der er wenig mehr kennt als deren Auto(kennzeichen): NI für Nienburg. Er sucht und erfindet sie und erlebt dabei allerhand Verwirrendes: „Ich kannte Feuerzeugfunken, aber keinen Liebesbrand im Herzen, ich war im Westen verdorben, ich war ein durch und durch degenerierter Mann des Abendlandes, und von der Tradition der orientalischen Frauenanbetung hatte ich keine Ahnung.“
Die einzige Spur für David ist neben dem Autokennzeichen ein Ring an ihrem Finger. Es ist ein Zufall – soweit Literatur diesen kennt – dass er die verheiratete Mutter zweier Kinder in einem Café trifft. Doch nach einem einzigen One-Night-Stand ist schon wieder alles vorbei – oder nicht? Die weitere Suche nach Tyra, so heißt die Dame, gerät zur Obsession, zum Liebesbrand, ausgehend von dem Begriff Brand für Durst.
Einen besseren Beweis dafür, welchen Gewinn kulturelle Vielfalt bedeuten kann, gibt es nicht, als dieses Buch. Unbedingt lesen!
Bewertung: *****
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