Sabine Fellner „Störenfriede – Der Schrecken der Avantgarde“, 208 Seiten, 29,90 €, Verlag Christian Brandstätter, ISBN: 978-3850331623;

Was neu ist, ist unbekannt, es stört. So ist der Titel „Störenfriede“ zu verstehen. Der brochierte Katalog dokumentiert eine Ausstellung im Lentos Kunstmuseum im österreichischen Linz: Die Helden sind Makart, Romako, Klimt, Schiele und Kokoschka.


„In Wien wird von einem Bilde verlangt, dass es zu allen Möbeln passen, nur nicht auffallen und, wenn man es nach dem Essen betrachtet, einen unbedenklichen und hübschen Eindruck machen soll“, spottete der Schriftsteller und Kritiker Hermann Bahr 1896 über eine Ausstellung in der Hauptstadt.

Vor gut 100 Jahren war Wien aus heutiger Perspektive betrachtet künstlerisch ganz vorne. Und das lag nicht an der Mainstream-Kunst, sondern an jenen Künstlern, die Neues, Unbequemes schufen n- die „Störenfriede“ des damaligen Kunstbetriebs.

Manche von ihnen sind heute höchst populär wie der noch immer verstörend wirkende Egon Schiele, Gustav Klimt und natürlich Oskar Kokoschka, andere wie Hans Makart, Ivo Saliger oder Helene Funke sind etwas für Kenner.

Die Avantgarde, die, wie es Jürgen Habermas formulierte, „als Kundschafter un unbekanntes Gebiet vorstößt, die sich den Risiken plötzlich schockierender Begegnungen aussetzt, die eine noch nicht besetzte Zukunft erobert“. Das Publikum jedenfalls stößt sich nur an der Gegenwart, die progressive Vergangenheit wird bewundert.

Provokation bedeutet in der Kunst Fortschritt, aber geachtet wird sie nicht: Anton Romako beispielsweise wurde von der Kritik seiner Zeit verhöhnt als „unzurechnungsfähige Natur, welche eine unwahrscheinliche Kunst gebiert.“

Ein wertvolles Kunstbuch über eine außergewöhnliche Ausstellung.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Einst Provokation, heute bewunderte Kunst

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