Véronique Olmi schafft es, fesselnde Psychogramme auf wenigen Seiten darzustellen. Das gelang ihr vor gut vier Jahren mit „Nummer sechs“ und nun erneut mit „Ihre Leidenschaft“. Es geht um Grundsätzliches: Um Sehnsucht, Verzweiflung und um Scham.
Verletzte Frauenseelen sind Olmis Thema, in diesem Fall die Schriftstellerin Hélène, die immer wieder mit verheirateten Männer Beziehungen eingeht und sich immer wieder etwas vormacht, mit der Hoffnung, der Geliebte würde ihretwegen sein Leben verändern, die Ehefrau aufgeben.
In dieser Warteschleife hängend, vergeblich nach Anerkennung buhlend, hat sich Hélène nun doch von Patrick getrennt. Eine SMS, zehn Tage später, holt sie in das alte Frauenmuster zurück: „Ich vermisse Dich“. Sie ruft ihn an, erzählt ihm von Isaac, der ihr gerade versprochen hat, sich für Sie von seiner Frau zutrenne. Doch Patrick lacht sie nur aus – Schlimmer hätter nicht reagieren können.
Und die Liebe suchende Frau, die von sich sagt „Ich bin so klein, ich würde in deine Handfläche passen … ich bin winzig, ich brauche nur ganz wenig“, reagiert. Ihre Liebe wandelt sich in Hass, sie will Rache nehmen, stiehlt ein Auto, im Kofferraum liegt ein geladenes Jagdgewehr.
Ein Roman ganz Olmi. Knapp und präzise erzählt, ein alttestamentarischer Stoff, getragen von der Gewalt der Gefühle. Nur sprachlich kommt er nicht ganz an seine Vorgänger heran.
Bewertung: ****
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