Wolfgang Behringer „Kulturgeschichte des Klimas – Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung“, 352 Seiten, 22,90 €, C. H. Beck, ISBN: 978-3406528668;

Dass das Klima Aufstieg und Fall menschlicher Zivilisationen extrem beeinflusst hat, ist eine Binse – und viel beschrieben in den vergangenen Jahren (etwa Jarred Diamonds Bestseller „Kollaps“), da der aktuelle Klimawandel zum Schreckgespenst der Welt geworden ist.

Beim Klima ist nichts beständiger als der Wandel, das ist Erkenntnis 1 aus Behringers Buch. Erkenntnis 2: Wenn sich das Klima ändert, gibt es aus menschlicher Sicht nicht nur Verlierer, es gibt auch Sieger.

Beispiel Grönland, schon der Name – Grünland – deutet darauf hin, dass die größte Insel der Erde nicht immer komplett eisbedeckt war. Vor rund 1000 Jahren war es auf der Nordhalbkugel so warm, wie wir heute befürchten, dass es werden wird.

Wein wuchs in England und Schottland, in Skandinavien, Pommern und Ostpreußen. Weizen wurde selbst im norwegischen Trondheim angebaut und in den Alpen war die Baumgrenze bis auf 2000 Meter geklettert.

Die Wikinger eroberten Meere und Küsten. Erik der Roten startete 985 mit Kolonien an Grönlands grüner Südküste. Die Nordmänner kamen mit Saatgut und Vieh, bevor sie die kleine Eiszeit gut 350 Jahre später wieder vertrieb. 450 wikingische Bauernhöfe waren vor kurzem an der Südspitze Grönlands ausgegraben worden.

Als es wieder kälter wurde, wurde auch das Leben der Menschen härter. Wir befinden uns im düsteren Mittelalter. Die Kirche, zuständig für das emotionale Wohlergehen der Menschen, geißelte den unmoralischen Lebenswandel und inszenierte Hexenverfolgung und die Ausgrenzung von Minderheiten.

Ganz unmittelbar waren also die Folgen der Klimaveränderungen, die Wolfgang Behringer, Professor an der Universität Saarland, erzählt. Nüchtern-sachlich, aber dramaturgisch fast wie ein Krimi erzählt der Kulturwissenschaftler diese etwas andere Menschheitsgeschichte und leistet damit einen Beitrag zur Enthysterisierung der Klimadebatte.

Es geht nicht allein darum, den Kohlendioxid-Ausstoß weltweit in den Griff zu bekommen. Es muss genauso das Ziel sein, geeignete Anpassungsstrategien zu finden.

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Beim Klima ist nichts beständiger als der Wandel

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