Noch ein Buch über Venedig. Ulrich Tukur ist nicht nur einer der besten Schauspieler deutscher Sprache, mit seinem Erzählband über seine Wahlheimat Venedig hat er auch ein bemerkenswertes Debüt als Schriftsteller abgeliefert.
Acht Jahre lang lebt der 50-Jährige schon in der Lagunenstadt, immer wieder lehnte er ab, wenn er gefragt wurde, ob er über seine Erfahrungen nicht schreiben wolle – bis jetzt, als ihm der Claasen-Verlag ein verlockendes Angebot machte.
„Ich war so leichtsinnig zu unterschreiben, bekam einen netten Vorschuss, gab ihn schnell aus und saß in der Falle“, sagte Tukur im taz-Interview. Heraus kam ein Buch, das manchmal lustig, manchmal traurig und zwischendurch sehr gruselig ist.
„Eine Lüge ist eine Lüge und 100 Lügen sind die halbe Wahrheit“, steht – auf Italienisch – als Zitat auf der ersten Seite dieses mit Fotos von Ehefrau Katharina John illustrierten Buches, in dem Tukur versucht, dem Geheimnis der mysteriösen Stadt auf die Spur zu kommen.
Der Schauspieler erzählt Geschichten von Venezianerinnen und Venezianern, echten menschlichen Originalen, die er in seiner Nachbarschaft, auf der Giudecca, kennen gelernt hat. Da ist zum Beispiel die 96-jährige Rosa, die älteste Bewohnerin der Insel. Sie lässt Puppen sprechen – zumindest bis sich dies als böser Traum herausstellt.
Tukur mischt die Realität mit Träumen und Wahrheiten mit Halbwahrheiten und kommt so seinem geliebtem Venedig ganz, ganz nahe. In seinen Kurzgeschichten geht es um den Tod, Erinnerungen und vergangene Tage. „Ich habe die viel zitierte Angst vorm Ableben, vorm nicht mehr Sein“, sagt er.
Für Venedig-Fans ist dieses Buch ein Muss. Tukur hat die Seele Venedigs meisterlich eingefangen.
Bewertung: ****
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