Milan Füst, „Die Geschichte meiner Frau“, 496 Seiten, 30 €, Eichborn-Verlag („Die andere Bibliothek“), ISBN: 978-3821862026;
„Dass mich meine Frau betrog, vermutete ich längst. Aber dass sie es mit dem trieb … den Knirps brauch ich nur anzuspucken, dann kippt er um.“ So furios beginnt dieser 1942 geschriebene ungarische Klassiker, ein Roman über die Eifersucht. Das in lila Samt eingebundene Buch ist eines das schönste dieses Winters.
„Einer der besten Romane, die ich je gelesen oder verlegt habe“, behauptet Michael Naumann, der Herausgeber der „Anderen Bibliothek“, in der Füsts einziger Roman im Dezember nach 45 Jahren wieder aufgelegt wurde.
Der holländische Kapitän Jacob Störr, so heißt der Protagonist des Romans, ist korpulent und massig, ein Bär von Mann. Er verliebt sich in die zierliche, charmante und hübsche Französin Lizzy, heiratet sie und gibt die Seefahrt auf.
„Die Ehe war für mich“, heißt es auf den ersten Seiten dieses Romans, „nicht heiliger als – sagen wir – eine Mohrrübe. Über alles Heilige war ich längst hinaus – jedenfalls glaubte ich, darüber hinaus zu sein.“ Störr vermutet, Lizzy habe Affären und Geliebte, weshalb er, Mohrrübe hin oder her, nun doch noch alles Heilige kennen lernt.
Niemals findet er heraus, ob er Recht hat. Aber er wird Lizzy nun selber untreu. Die Ehe scheitert, Jacob Störr geht nach Südamerika und wird reich. Aber die Verbindung zu Lizzy hört nie auf, auch nicht, als sie längst gestorben ist.
Füst veröffentlichte seinen einzigen Roman 1942, also mitten im Krieg. Trotzdem enthält er sich politischer Anspielungen. Die „Geschichte meiner Frau“ ist ein zeitloses, Werk über menschliche Unzulänglichkeiten und die Lust an der Verdrängung.
Das Buch lohnt sich schon wegen der wunderbaren Aufmachung. Der ungarische Philosoph und Lyriker Milan Füst wurde 1967 sogar für den Nobelpreis gehandelt, allerdings „war der Tod schneller“, wie sein Autorenkollege György Konrád schrieb.
Bewertung : *****
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