Robert Menasse, „Don Juan de la Mancha oder Die Erziehung der Lust“, 274 Seiten, 18,80 €, Suhrkamp-Verlag, ISBN: 978-3518419106;

Robert Menasses Don Juan ist eigentlich ein Don Quichotte – einer, der gegen Windmühlen ankämpft, vor allem gegen die eigenen. Er ist ein Verführer, aber einer der ertrinkt, der Sex konsumiert ohne wirkliche Lust. Vielleicht ist er ein typischer Anfangfünfziger. Er spürt, dass das Erwachsenwerden nicht mehr aufzuhalten ist.

„Die Schönheit und Weisheit des Zölibats verstand ich zum ersten Mal, als Christa Chili-Schoten zwischen den Händen zerrieb, mich danach masturbierte und schließlich wünschte, dass ich sie – um es mit ihren Worten zu sagen – in den Arsch ficke.“ Was für erste Sätze eines Romans, selten ein Buch (ohne Altersbeschränkung), das so furios startet.

(Anti-)Held Nathan steckt noch in den Tiefen seiner Kindheit, des Vaters, der die Familie früh verlassen hatte, der zahlreichen Männergeschichten der Mutter. Beruflich ist er durchaus erfolgreich, er ist ein  beliebter  Gesellschaftsjournalist (wie der Vater), Ressortleiter sogar,  bis er auch da an seiner Langeweile scheitert.

Ja die Langeweile, oder sagen wir lieber Sinnleere, die ist das zentrale Thema der Lebensbeichte, die Nathan als Klient der Psychotherapeutin Hannah abgibt und die die Struktur dieses Buches bestimmt. Zwei Mal verheiratet, etliche Geliebte, Sex, Sex, Sex und immer auf der Suche nach Befriedigung. Oder doch nicht? Schließlich ist auch Nathan klar: „Befriedigung wäre der Tod der Begierde.“

Der Österreicher Menasse zeichnet sehr unterhaltsam, voller Ironie das Bild einer Gesellschaft, die durch und durch sexualisiert ist und deren Sinnsuche scheitern muss. Der Autor, der selber den „Todesstreifen“ jenseits der 50 überschritten hat, malt das Bild eines armseligen Mannes, vielleicht sogar das Bild eines typischen Mannes. Wer weiß? Auf jeden Fall hilft da auch kein Chili mehr.

Bewertung: *****

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Lauter Lesenswertes

Scharfe Schoten bringen keine Befriedigung

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