Nicholas Shakespeare, „Sturm“, 544 Seiten, 24,90 €, Mare-Buchverlag, ISBN: 978-3866480643;
„Der Sturm“ war das letzte Werk von William Shakespeare. Dessen Namensvetter Nicholas hat fast 500 Jahre später ein Werk gleichen Namens herausgebracht. Aber die Ähnlichkeit täuscht: Beide Bücher haben nichts miteinander zu tun, und der Titel „Sturm“ ist das Werk der deutschen Übersetzer. Der Original-Titel „Secrets of the Sea“ passt wesentlich besser. Shakespeare schreibt über Geheimnisse – und über die Liebe.
Die klassische Liebesgeschichte spielt am anderen Ende der Welt, in Tasmanien. Es geht um Alex und Merridy. Seine Eltern sind tot, ihr Bruder ist verschwunden. Die beiden heiraten und wünschen sich ein Kind. Sie können kein Kind bekommen und sind trotzdem glücklich. Bis ein Sturm aufkommt und einen jungen Mann bringt? Ihr ersehnter Bruder? Sein ersehntes Kind?
Shakespeare beherrscht es mit wenigen Worten große Gefühle zu formulieren, ohne dabei (von wenigen Ausnahmen abgesehen) platt oder klischeehaft zu werden. Er schildert Alex und Merridy in der Widersprüchlichkeit ihrer Gefühle: Ist es wirklich Liebe, die sie zusammenhält? Oder Mitleid wegen der Verluste in der Kindheit? Beide suchen nach Heimat.
„Sturm“ ist eine opulente Geschichte, sie lässt den Leser nicht mehr los. Nur am Ende zieht es sich ein wenig, als ob der Autor unbedingt die 500 Seiten voll machen musste. Trotzdem: einer der großen Romane des Bücherherbsts 2007.
Bewertung: ****
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