Ein Wälzer, anspruchsvoll, gewichtig und als Thema das Wesen des Menschseins und die Notwendigkeit des Göttlichen. Karl Ove Knausgard, noch keine 40 Jahre alt, hat ein wahrhaft tiefsinniges Buch geschrieben, eine Art Geschichte der Engel.
Die Engel, die wir aus der Bibel kennen, sind allesamt gefallene Wesen. Sie können nicht mehr zurück in die Göttlichkeit und leben zurückgezogen im Wald, weit weg von den Menschen. Sie sind archaische Kreaturen, sie tragen Schwert und Rüstung, haben Totenschädel und einen Reptilienblick.
Antinous Bellori, einer der beiden Hauptfiguren des Romans, lebt im 16. Jahrhundert. Als Elfjähriger hat er Kontakt zu Engeln gehabt. Er schreibt ein Buch über sie: „Über die Natur der Engel“. Gezielt hat Knausgard seinen Helden in die Renaissance versetzt – die Zeit an der Schwelle zwischen Mittelalter und Neuzeit.
Knausgard bewegt sich anhand der Geschichte der Engel durch die großen alttestamentarischen Erzählungen: über Kain und Abel, Noah und die Sintflut, über Sodom und Gomorrha. Er endet auf einer Insel vor der norwegischen Küste – und verknüpft Bibel und modernen, schuldbeladenen Menschen.
Das Buch ist mit großer Kraft erzählt, mit philosophischem Wissen. Für den Religionsunterricht ist „Alles hat seine Zeit“ vielleicht noch nicht geeignet – vielleicht aber gerade doch.
Bewertung: *****
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