Richard Yates ist eine Wiederentdeckung. Auch 15 Jahre nach seinem Tod ist der ehemalige Redenschreiber von Senator Robert Kennedy als scharfsinniger Chronist der US-Gesellschaft noch immer absolut lesenswert: Sein Amerika ist gnadenlos, gefährlich und schwer erträglich. Doch Yates empfindet stets Sympathie mit den Verlierern.
„Keine der Grimes-Schwestern sollte im Leben glücklich werden.“ Mit diesem Satz beginnt der Roman. Kein anderes Werk von Richard Yates birgt so viele autobiografische Elemente. Mutter Dookie taucht in der „Easter Parade“ als Alkoholikerin Pookie auf.
Yates selbst lebte exzessiv und selbstzerstörerisch: Mitte der 70er Jahre ist er als Schriftsteller mäßig erfolgreich, als Ehemann und Vater gescheitert. Er trinkt, er landet regelmäßig in der Psychiatrie, isst tagelang nichts und raucht bis zu vier Schachteln Zigaretten am Tag.
„Easter Parade“ ist ein Werk jener Tage. Es schildert das Leben der Schwestern Sarah und Emily Grimes, die als Kind geschiedener Eltern in den 1930er Jahren und schwierigsten Umständen aufwachsen.
Als Erwachsene scheinen sie es geschafft zu haben, Emily ist beruflich erfolgreich, Sarah hat eine Familie gegründet. Und doch ist alles nur eine Fassade, die bald gnadenlos zusammenbricht.
Richard Yates schildert diese traurige Biografie spannend, in klaren, entschlossenen Sätzen. In USA hatte der 1992 aufgrund permanenter Selbstzerstörung elend verreckte Autor schon seit langem prominente Fans. Dass es 30 Jahre gedauert hat, bis er auf Deutsch erschien, ist unerklärlich.
„Mit jedem Wort literarisch vollendet“, schrieb das Magazin „Time“. Treffend charakterisiert!
Bewertung: *****
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