Man mag Coelho oder man mag ihn nicht. Der religiös beeinflusste Selbstfindungsautor gehört zu den meist gelesensten Schriftstellern der Welt. Sein neuestes Werk „Die Hexe von Portobello“ ist in einiger Hinsicht besonders.
Vor der Buchveröffentlichung publizierte der Brasilianer elf Kapitel im Internet, zwei davon sogar in deutscher Übersetzung. Und auch der Roman selber ist anders: Um die Geschichte einer modernen Hexe zu erzählen, bedient sich Coelho verschiedenster Blickwinkel. Er lässt nämlich 13 Bekannte, Freunde und Wegbegleiter der verschwundenen Athena ihr Leben erzählen.
Sherine Khalil wird in Rumänien als Kind einer Zigeunerin geboren. Die Mutter lässt sie im Waisenhaus zurück. Mit ihren Adoptiv-Eltern geht sie nach Beirut. Nach einer Vision flieht die Familie nach London und entkommt so dem Bürgerkrieg. Solche metaphysischen Erscheinungen bestimmen für Coelho den menschlichen Fortgang.
Khalil, sie nennt sich jetzt Athena, entdeckt als allein erziehende Mutter die befreiende Kraft des Tanzes. Sie überzeugt ihre Mitmenschen davon, „das Göttliche“ und „die Kraft der Liebe“ im Alltag zu suchen, statt ein oberflächliches Leben zu führen.
Auch wenn der Glaube an übernatürliche Phänomene in heutiger Zeit seltsam erscheint, ist Athena nicht etwa eine mythische Gestalt des Mittelalters, sondern eine „Frau des 22. Jahrhunderts, die aber im 21. Jahrhundert lebte“. Eine moderne Frau, die nicht tut, was man von ihr erwartet. Die ihren gut bezahlten Job hinschmeißt, um zu sich selbst zu finden.
Ein eingängiges, gut geschriebenes Buch für alle Coelho-Fans – mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen. Der einstige Jesuitenschüler ist sich treu geblieben.
Bewertung: ****
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