Boris Strugatzki, „Die Ohnmächtigen“, 339 Seiten, 22,50 €, Klett-Cotta (Hobbit-Presse), ISBN: 978-3608937749;

Als Arkadi noch lebte, schufen die Strugatzkis Meilensteine der Zukunftsliteratur, „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“ und „Picknick am Wegesrand“, das unter dem Titel „Stalker“ verfilmt worden ist. In seinem jüngsten Werk, dem zweiten Solo-Roman, knüpft Boris an alte Zeiten an.

Was die Strugatzkis von jeher auszeichnet, ist die Synthese von Science-Fiction und russischer Märchentradition, gepaart mit einer geradezu überbordenden Lust an Auffrischung. Geradezu lakonisch, reduziert ist Strugatzkis Sprache.

Im Mittelpunkt steht eine Gruppe von Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten: Einer erkennt jede Lüge sofort wenn sie ausgesprochen ist, ein anderer hat das absolute Gedächtnis, und der dritte wiederum kann die Psyche der Menschen um ihn herum manipulieren. Entdeckt hat diese außerordentlichen Talente ein Mann, dessen Geschichte zurückgeht bis zu den Menschenversuchen in der Stalinzeit.

Als eine korrupte Politmafia versucht, einen der Außergewöhnlichen zu missbrauchen, um die Wahl zu gewinnen, müssen die „Ohnmächtigen“ zusammenhalten. Nicht immer ist es leicht, der etwas verschwurbelten Geschichte zu folgen.

Geradezu skurill sind die detailverliebten Schilderungen des Autors. Und was uns nicht nur bei den Bürokratieschilderungen in Leser-Aussagen als Ironie erklingen mag, ist sinnbildlich für das moderne, postkommunistische Russland. Denn ohnmächtig sind meist die klugen und zurückhaltenden. Die Handlung, die von einem zum anderen springt, verrät viel über die Haltung in Russland.

Irgendwie kommt Strugatzki herüber wie eine Mischung zwischen dem Technokraten Stanisla Lem und dem „Spinner“ Douglas Adams („Per Anhalter durch die Galaxis“). Lesenswert ist dies allemal, ein gewisses Durchhaltevermögen ist allerdings erforderlich.

Bewertung: ****

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Wer anders ist, ist ohnmächtig

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