Jan Siebelink, „Im Garten des Vaters“, 528 Seiten, 24 €, Arche-Verlag, ISBN: 978-3716023709;

Die Dosis zählt, ist eine alte Weisheit. Das gilt für Medikamente wie für Gift, es gilt auch für Religion. Der Niederländer Jan Siebelink hat die Geschichte von Hans Sievez aufgeschrieben, eines Mannes, der vor dem strengen Pietismus seines Vaters flüchtet und dann doch wieder verliert – ein Roman mit autobiografischen Elementen.

600.000 Exemplare seines Buchs hat Siebelink in seiner Heimat verkauft, das wären mehr als zwei Millionen in Deutschland. Das zeigt, dass das Thema religiöser Fanatismus großes Interesse findet – und nicht allein der katholische Fundamentalismus, der immer wieder im öffentlichen Brennpunkt steht, sondern jener lebensfeindliche Pietismus, der in der Verweigerung jeglicher Modernität und Fortschritts sich äußert.

Sievez hätte allen Grund glücklich zu sein. Er hat seine Kindheit hinter sich, ist Gärtner geworden und hat seinen eigenen Betrieb. Und er hat Margje, seine alte Liebe, geheiratet und mit ihr zwei Söhne bekommen.

Der Mittdreißiger ist fleißig, aber glücklos als Unternehmer. Und so wird er empfänglich für die Verlockungen von Jozef Mieras, einem alten Bekannten und calvinistischem Laienprediger. Schritt für Schritt entfremdet sich Sievez allem, was ihm vorher wichtig war, sich selbst, seine Firma und seiner Familie. Immerhin, und das macht diesen Roman zu einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte, hält Margje auch in den dunkelsten Tagen zu ihrem Mann.

Schriftsteller Jan Siebelink (69) hat vieles aus seiner eigenen Geschichte in diesen Roman gepackt: Er wuchs in streng religiösem Umfeld in der väterlichen Gärtnerei auf.

Bewertung: ****

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Lauter Lesenswertes

Gefangen im Pietismus der Alten

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