Dichter Rilke war nicht nur an der Poesie, er war an zeitgenössischer Kunst schlechthin interessiert – als Gast etwa der Künstlerkolonie Worpswede. So ist es naheliegend, Gedichte und Bilder zusammenzuführen – ein Vorhaben, das der Prestel-Verlag mit diesem Werk liebevoll umgesetzt hat.
Das Kind
Unwillkürlich sehn sie seinem Spiel
lange zu; zuweilen tritt das runde
seiende Gesicht aus dem Profil,
klar und ganz wie eine volle Stunde,
welche anhebt und zu Ende schlägt.
Doch die Andern zählen nicht die Schläge,
trüb von Mühsal und vom Leben träge;
und sie merken gar nicht, wie es trägt -,
wie es alles trägt, auch dann, noch immer,
wenn es müde in dem kleinen Kleid
neben ihnen wie im Wartezimmer
sitzt und warten will auf seine Zeit.
Rilke, 1875 in Prag geboren, lernte als junger Mann auf einer Reise mit seiner Geliebten und Muse Lou Andreas-Salomé den Maler Heinrich Vogeler kenne und besucht ihn im Künstlerdorf Worpswede.
Er lernt die Bildhauerin Clara Westhoff kennen und heiratet sie. Auch wenn die Ehe nicht lange hielt, die Verbindung zur bildenden Kunst reißt nicht mehr ab. Rilke wird auch bekannt als „Maler-Dichter“. Bilder seiner Zeitgenossen Klimt, Rodin, Van Gogh, Modersohn und Vogeler ergänzen die Gedichte in kongenialer Weise. Lediglich das Schriften-Wirrwarr trübt das Bild ein wenig.
Bewertung: ****
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