Michael Klonovsky „Land der Wunder“, 542 Seiten, 22,80 €, Verlag Kein & Aber, ISBN: 978-3036951393;
Johannes Schönbach, Bürger der DDR, ist ein Anti-Typ: Intellektuell, triebhaft, erfolglos. Der lebensmüde Philosophiestudent landet als Staplerfahrer in einem Schnapslager und fristet sein Leben im Alkohol-Delirium. Und da wäre er noch heute, wenn, ja wenn nicht am 9. November 1989 die Mauer gefallen wäre.
Nicht, dass das Herrn Schönbach besonders interessiert hätte, aber irgendwann landet der Möchtegern-Schriftsteller doch im Westen. Und er macht Karriere, ausgerechnet als Journalist, mit Münchner Penthouse, fettem Schlitten und Frauen. Dabei kann er die eine, die Ostberliner SED-Schönheit Katja nicht vergessen. Er macht sich auf die Suche.
Ein bemerkenswertes Buch, eine Ost-West-Parabel, wunderbar ironisch geschrieben, schelmisch, erfrischend, sarkastisch. Immer wieder gibt es was zu lachen bei diesen wunderbaren Bildern, die Klonovsky entwirft, in diesem autobiografisch geprägten Schelmenroman, der offen lässt wo mehr „Gosse“ ist, im Schnapslager im Osten oder bei der People-Zeitschrift in München.
Autor Klonovsky (45) wuchs in Ostberlin auf, arbeitete als Maurer, Gabelstaplerfahrer und Sportplatzwart und arbeitet seit 1990 als Journalist. Zwei Jahre später zog er nach München. So erfolgreich wie sein Held Johannes ist er nicht, verdient hätte er’s, ohne Zweifel.
Bewertung: *****
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